Die "schönste Paulownie Europas"

Rettet
den
Blau-
Gocken-
Baum!

Ludwig Pfau, Baumfrevel und Seelenraub Blauglockenbaum
Robert-Mayer-Höhe
Neckarufer
Sülmercity

Der Landkreis baut ohne Rücksicht auf auf gewachsene Gegebenheiten und der Heilbronner Gemeinderat segnet ab.

Der Heilbronner Gemeinderat hat mehrheitlich beschlossen, auf dem Gelände des Landratsamtes zwischen Ost-, Lerchen- und Mönchseestraße den Bebauungsplan so zu ändern, daß der Landkreis dort ein neues Verwaltungsge-bäude bauen kann. Dabei wird auch ein der schönsten Bäume in der Stadt der kurzsichtigen Planung zum Opfer fallen. Stadtrat Alfred Dagenbach richtete vergeblich ein Plädoyer für eine noch immer änderbare Planung zur Rettung dieses Kleinodes an Gemeinderat und Verwaltung.

Hier seine Rede im Gemeinderat zur Drucksache 196 vom 14.11.06.
Es gilt das gesprochene Wort:

"Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, meine Damen und Herren, ich gebe zu Protokoll:

War schon das Vorspiel zu dieser Drucksache ein spezieller Vorgang des vorausei-lenden Gehorsams mit Überraschungseffekt gegenüber dem Landkreis für sich, so stellt diese jetzt vorgestellte Planung einen besonderen Frevel an der auf dem Gelände ohnehin schon dürftigen Ökologie dar.

Zwar heißt es in der Beschreibung, daß ein Umweltbericht kommen soll und geprüft werde, welche Minimierungs- und Ausgleichsmaßnahmen erfolgen sollen. Aber dieser angekündigte Umweltbericht kann nur noch Alibifunktion haben, denn schon jetzt steht fest, daß ein höherer Versiegelungsgrad und Baumfällungen nicht zu umgehen sein werden. Sieht man sich die Planung an, die vom Landkreis favorisiert wird, so kann man sich diesen Umweltbericht sparen. So sehr wir Verständnis für das Anliegen des Landkreises haben und jeder anderen vernünftigen Lösung zugestimmt hätten, so ist dieser Entwurf ein städtebaulicher Rückschritt insbesondere angesichts der Ankündigung unseres neuen Baubürgermeisters, der Stadt ihre Seele zurückgeben zu wollen.

Diesem hehren Ziel wäre man ein Stück näher gekommen, wenn man nach dem Abriß des einstmals außen modernisierten alten Bruckmann-Verwaltungsgebäudes den Neubau so geplant hätte, daß es zu einem Einklang von Architektur und Natur gekommen wäre. So findet das genaue Gegenteil statt: der Stadt wird eine weiteres Stück Seele entrißen.

Der besondere Frevel liegt für uns nun darin, daß, weil Architekten wie alle Planer fast ausschließlich in ihr eigenes "Kunstwerk" verliebt sind, auch hier ohne Rücksicht auf gewachsene Gegebenheiten drauflos geplant wird und alles andere sich dem zu fügen und unterzuordnen hat, koste es, was es wolle. Dem gilt es in einem nach unserer Ansicht besonderen Fall entgegen zu treten, weshalb wir beantragt haben, daß die Planung in der Weise ausgeführt wird, daß der auf der Ecke Ost-/Lerchenstraße stehende Großbaum Paulownia tomentosa erhalten bleibt.

Wie wir bereits schriftlich begründert haben, gehört dieser Baum zweifellos zu einem der schönsten Exemplare seiner Gattung in Europa und dürfte der älteste in Heilbronn vorhandene Blauglockenbaum sein. Er ist wegen seinem einmalig schönen Wuchs, Stammumfang und Größe im Pao-tong-Buch des Präsidenten der Deutschen Paulownien-Gesellschaft aufgezeichnet und abgebildet.

Ein Vertreter dieser Gesellschaft, Arnfried Abraham, hat bereits vor Jahren mit mir nicht nur wegen diesem einmaligen Exemplar, sondern auch wegen der Geschichte dieser herrlichen Gattung, Kontakt aufgenommen. Heilbronn dürfte nämlich den Erkenntnissen zufolge die erste Stadt Deutschlands gewesen sein, in der diese Gattung - und auch noch mit Erfolg - angebaut wurde. Lange bevor in England die ersten Paulownien blühten, konnten Heilbronner Bürger diese Pracht schon bewundern. Der lateinische Name der Pflanzengattung Paulownia erinnert an die Töchter des Zaren Paul I. Speziell gewidmet wurde er von Siebold & Zuccarini im Jahre 1835 aber der niederländischen Kronprinzessin Anna Paulowna (1795-1865), der jüngsten Schwester Maria Pawlownas. In Ostasien wird Paulownia tomentosa, der Blauglockenbaum, bereits seit Jahrtausenden verehrt. Auf ihm hat der sagenumwobene Vogel Phönix seinen Sitz. Und so stellt nicht nur Phönix sondern auch der Blauglockenbaum eine Inkarnation des Yang-Prinzips dar und symbolisiert unter anderem Glück und Frieden. Das ist für die Pawlonia-Gesellschaft Grund, diesen Blauglockenbaum als Friedensbaum zu pflanzen, wo immer das möglich ist.

Ludwig PfauDas ganz besondere an dieser Baumart ist aber für unsere Stadt, daß sehr vieles dafür spricht, daß wir diese einem unserer größten Söhne der Stadt zu verdanken haben.Mehr oder weniger bekanntlich war der Vater eines gewissen Ludwig Pfau, wie Ludwig Pfau selbst schreibt, "Kunstgärtner" in Heilbronn. Er berichtet, daß seine Eltern aus ihm einen Theologen machen wollten und schreibt dann: "In Folge religiöser Zweifel und großer Vorliebe für die Beschäftigung mit der Natur trat ich jedoch in das Geschäft meines Vaters und im Frühjahr 1839 als Volontär in eine große Heilbronns Ehrenbürger Ludwig Pfau Handelsgärtnerei bei Corbeilles oberhalb Paris. Unbefriedigt von dieser doch mehr materiellen Thätigkeit begab ich mich im folgenden Jahre nach Paris, wo ich mich mit dem Studium der franz. Sprache und Literatur, mit Zeichnen und Kunststudien beschäftigte. Im Frühjahr 1841 in die Heimat zurückgekehrt, studierte ich in Tübingen Philosophie."

Spätestens just bei dieser Rückkehr ist anzunehmen, daß der naturverbundene Gärtnerssohn und nun ausgebildete Handelsgärtner seinem Vater auch Samen oder gar Pflanzen aus Paris mitgebracht hat. Zumindest hatte Philipp Pfau längst Beziehungen zu dieser Handelsgärtnerei nördlich Paris, denn Frankreich hatte schon damals seine Fühler in die Heimat des Blauglockenbaumes nach Südostasien ausgestreckt.

So schreibt Arnfried Abraham in seinem Kompendium "Blauer Baum von blauem Blut", das es nur in sehr wenigen Exemplaren gibt: "In Deutschland tauchte der Baum etwa 1841/1842 auf" und erklärt dazu: "Kunst & Handelsgärtner Philipp Pfau in Heilbronn pflanzte sein Bäumchen, das 1848" (also im deutschen Revolutionsjahr) "Blüten zeigte, wahrscheinlich 1841.

Wegen aufrührerischen Aktivitäten seines Sohnes Ludwig mußte Pfau emigrieren: er starb 1852 in Covington, Ohio, USA." Dies wird auch an anderen Quellen belegt.

Es stünde daher unserer Stadt gut an, alles zu tun, dieses ausgesprochen schöne Exemplar eines Blauglockenbaumes für die Bürger der Stadt Ludwig und Philipp Pfaus zu erhalten und ihm vor dem künftigen Neubau des Landratsamtes einen würdigen, freigestellten Platz zu geben. Was stünde dem Vorschlag entgegen, das Gebäude um eine Raumgröße zurück-zunehmen und dieselbe Fläche aufzustocken?

Das wäre, Herr Bürgermeister Hajek, eine wirkliche Leistung im Sinne, dieser Stadt ihre Seele wieder zurückzugeben."

Und so oder natürlich noch schöner könnte es an dieser Stelle aussehen:


nach oben | Krämerseelenstadt kostenlose counter kostenlose counter
von buecher-zeitschriften.com

kostenlose counter
von buecher-zeitschriften.com