Die regionale Kultur...,
Theater;
Heilbronner Stimme vom 01. 08. 2008, Seite 25
Jede Menge interessanter Aussagen habe es vom scheidenden
Heilbronner Theaterintendanten Dr. Martin Roeder-Zerndt
gegeben, heißt es da, und als ein Beispiel dafür wird
von erbsenzählenden externen Gutachtern berichtet, die
dem Intendanten das Leben schwer gemacht haben. Um einer
Stilisierung des Herrn Dr. Roeder-Zerndt zum Märtyrer
des Heilbronner Theaterlebens zuvorzukommen, ist hier
richtigzustellen: Es handelte sich um einen externen
Gutachter, der im Auftrag der Stadt Heilbronn, damals
eine Stadt in finanzieller Not, den von Dr.
Roeder-Zerndt geführten Betrieb Theater untersuchen
sollte, weil die Kosten für diese Kultureinrichtung in
unerreichte Höhen gestiegen waren bei gleichzeitigem
Besucherschwund. Der als Erbsenzähler verleumdete
Gutachter klagte seinerseits damals darüber, dass er bei
seinen sorgfältigen Recherchen vom Intendanten des
Theaters behindert würde. Letzteres war verständlich,
denn wer lässt sich schon gern in die Karten schauen.
Als weitere interessante Aussage des Dr.
Roeder-Zerndt wird dann die wenig lichtvolle Feststellung
zitiert, dass das Theater einen künstlerischen und
keinen ausschließlich ökonomischen Auftrag hat. Das ist
unerträglich banal, hat doch fast jede kommunale
Einrichtung neben dem ökonomischen auch ihren
spezifischen Auftrag, wie die Kliniken den medizinischen
oder die Museen den musealen. Es bleibt für Dr.
Roeder-Zerndt zu hoffen, dass nicht noch mehr dieser
interessanten Aussagen der Öffentlichkeit
zugemutet werden, denn ihre Widerlegung anhand der
ausführlichen Dokumente über seine Tätigkeit in
Heilbronn könnten für ihn bei seinen zukünftigen
Bewerbungen ungewollt von Nachteil sein.
Kürzlich
ging eine Meldung aus dem hiesigen Groß-Medium um den
Globus, die besagt, dass ein keineswegs berüchtigter,
aber abgehalfterter Baubürgermeister aus Heilbronn einen
Ruf nach China erhielt. Er soll dort
Bebauungspläne für riesige Umsiedlungsprojekte
auf ihre Richtigkeit überprüfen.
Er ist natürlich der richtige
Mann, denn er hat in Heilbronn kürzlich auf Bürgers
Kosten als einziger Beigeordneter in der Stadtgeschichte
ein regelrechtes kleines Denkmal mit einem Baum
bekommen! Den respektvollen Beinamen
Größter Baubürgermeister aller Zeiten, abgekürzt
Gröbbmaz, trägt er schließlich nicht ohne
Grund. Dem Vernehmen nach dürfen enge Freunde ihn sogar
zärtlich Gröb-Mätzchen nennen.
Also haben die klugen Chinesen die
richtige Wahl getroffen, zumal sich Gröbbmaz schon in
seiner Heilbronner Amtszeit durch exzellente Kenntnis der
chinesischen Sprache und des chinesischen Großraums
ausgezeichnet haben soll. Zum Beweis dafür wird häufig
angeführt, dass so manches städtische Bauwerk und
Gröbbmazens Eigenheim so verschlungen entstanden
sind wie die chinesischen Schriftzeichen, oder wie
diese so verschlungen liegen wie irgendwo abseits des
Heilbronner Hauptbahnhofs der dazugehörige Taxistand,
dessen Lage übrigens ein Alleinstellungsmerkmal der
Stadt ist.
Auch für die Überprüfung von
Bebauungsplänen auf ihre Richtigkeit ist G. (=Gröbbmaz)
bestens qualifiziert, wie die Geschichte oder die Affäre
um die Positionierung des Bollwerk-Parkhauses lehrt.
Schwieriger sind die riesigen
Umsiedlungspläne in China zu deuten, für die G. als
Überprüfer die Hand reichen soll. Aber wie jeder weiß,
werden dortzulande die Menschenrechte sehr genau
beachtet, und unser Mann aus Heilbronn wäre sicher der
Letzte, der sich in dieser Richtung etwas zu Schulden
kommen ließe. Einer riesigen Umsiedlung zugeführte
Chinesen sind schließlich auch Menschen und begeben sich
so freiwillig auf die fröhliche
Wanderschaft wie unsere Umsiedler nach
1945 auch.
Abschließend ist noch auf den
Irrtum derjenigen Bürger hinzuweisen, die behaupten,
dass G. nicht von den Chinesen gerufen wurde, sondern
dass er von maßgeblichen Heilbronnern nach China
geschickt wurde. Sie hätten damit Rache nehmen wollen
für die miese Qualität der Pflastersteine aus China,
durch die vor wenigen Jahren der Bau der Stadtbahn
kostentreibend verzögert wurde. Aber das sind wohl
Unterstellungen.
G. wird seine Sache in und für
China schon recht machen.
Chuzpe
Citrus
et Cerdo
Ulrich Frey
Gröbbmaz ¤
1990-2006
Wenn
einer Mittelmäßges leistet,
und sich trotzdem dann erdreistet,
für seine Nichtigkeit, der ganzen,
einen schönen Baum zu pflanzen,
zu dessen Fuß auch eine Tafel
mit lateinischem Geschwafel
auf Kosten von des Bürgers Geld
lauthals aller Welt erzählt,
wie er cito und auch certo
als gewaltiger Experto
ernst die Pflicht des Amtes nahm,
- wenn's Eigenheim zum Zuge kam,
dann
wird es Zeit, dass man es wagt
und allen Bürgern ehrlich sagt,
welch mittelmäßger Geist hier murkste
der manche Baulichkeit vergurkste,
und dass die Qualität ihm fehlte,
so dass ihn niemand wieder wählte.
Die Bürger haben nun die Bitte:
Entfernt das Schild aus Heilbronns Mitte,
und stellt mit Fleiß und klugem Sinn
es in die Riegrafstraße hin.
Vor das Haus mit Nummer sechs,
dem Anlass für die Freysche Lex.
Dort künde es mit Recht und Fug
von Früchten, die ein Bauamt trug,
für den, der viel zu lang dabei:
den Citrus Cerdo Ulrich Frey.
¤ Gröbbmaz = Größter
Baubürgermeister aller Zeiten
Die
alleingestellte Tageszeitung in unserem
Verbreitungsgebiet veranstaltete kürzlich eine
Leserreise und ließ die Teilnehmer vor dem Deutschen
Weintor im südpfälzischen Grenzort Schweigen ablichten.
Das Monument wurde nach 1933 erbaut und sollte seinerzeit
vermutlich dazu dienen, dem westlichen Nachbarn des
Dritten Reiches Respekt einzuflößen und vielleicht auch
dazu, vorsorglich Ansprüche auf das jenseits des
Grenzortes gelegene Gebiet zu dokumentieren. Der Adler
des Dritten Reiches ist in seiner ganzen
furchteinflößenden Gestalt auf dem Bauwerk rechts oben
sehr gut zu erkennen und das mühsam ausgemeißelte
Hakenkreuz in seinen Fängen deutlich zu erahnen. Der
Betrachter des Fotos in besagter Zeitung will von
Verherrlichung des Dritten Reiches nicht sprechen,
jedenfalls nicht von einer gewollten. Aber es ist schon
bedenklich: Jedermann bemüht sich, die
Hinterlassenschaften aus der unseligen Zeit verschwinden
zu lassen oder wenigstens zu ignorieren bis hin zur
Vermeidung des Wortes "und", das in 'Mein
Kampf' viertausendeinhundertsechzehnmal vorkommt, also
eine klassische Nazi-Vokabel ist, aber dann so ein Foto
vom Deutschen Weintor, groß in Farbe in einer Zeitung,
die damals von den Amerikanern gegen Neonazismus
gegründet wurde, um in Deutschland nachhaltig die
Demokratie zu verankern! 'Verdrehte Welt' oder 'Günter
Graß invers'.
Der
falsche Mann zur falschen Zeit im falschen Ort am
falschen Platz ?
Die
Verbindung zwischen der Stadt Heilbronn und Dr.
Roeder-Zerndt stand von Anfang an unter keinem
guten Stern.
Bald
nachdem der neue Intendant im Gemeinderat mit sehr
knapper Mehrheit gewählt worden war, tauschte er rigoros
das nicht festangestellte Bühnenpersonal aus. Die Folge
waren gleich zu Beginn erhebliche Verstimmungen zwischen
Theater-Freunden und dem neuen Intendanten.
Sein
Versuch, quasi im Handstreich und ohne
Fingerspitzengefühl das Publikum aus dem Unterland für
eine modernistische, englisch-amerikanische
Theater-Praxis umzuerziehen, stieß auf Ablehnung und auf
Verweigerung bei den Abonnenten. Der Intendant reagierte
darauf mit herablassendem Unverständnis und hielt
trotz des erkennbaren Abonnenten-Schwundes starr an
seiner Konzeption fest.
Potenziert
wurden die Schwierigkeiten durch den finanziellen Druck,
unter den die Stadt in Not geraten war. Aber
selbst angesichts so erheblicher Eingriffe wie des
Schließens ganzer Museumsbereiche und eines schönen
Schwimmbades sowie angesichts drastischer Kürzungen bei
der Förderung des Sports beanspruchte der Intendant
ungerührt die höchsten Subventionen im Kultur- und
Sport-Leben dieser Stadt, ungeachtet der drastisch
sinkenden Besucherzahlen in seinen Spielstätten. Die vom
Gemeinderat beschlossene Budgetierung brachte
schließlich eine vorübergehende Dämpfung der Kosten
und des finanziell ausufernden Theaterbetriebes.
Keineswegs aber kam es zu dem notwendigen radikalen
Umdenken des Intendanten, dass das Theater nur eine
kulturelle Institution neben vielen anderen
Kultur-Einrichtungen darstellt, und dass die mit
öffentlichen Mitteln geförderte Kunst zwar frei aber
nicht ökonomisch absolut ist.
Sein
Konzept, entgegen den demografischen und finanziellen
Fakten mehr Jugend-Theater und in klassischen Stücken
mehr Regie-Mätzchen für junge Besucher zu bieten,
vergrämte die Erwachsenen und bekam den Einnahmen nicht.
Treue ältere Abonnenten kündigten.
Der
Intendant schadete dem Ansehen des Theaters Heilbronn
dadurch, dass er
sein
Haus in das sinnlose obszöne
Käthchenschmeißen verstrickte. Diese
geschmacklose Verunglimpfung der Heilbronner Symbolfigur
wurde vielfach nicht als künstlerische Großtat, sondern
als rücksichtslos, ja als brutal empfunden. Der
Intendant ließ Zettel auslegen, deren Text die
merkwürdige Aktion als Kunst erläutern sollte. Der
Inhalt war jedoch derart, dass er in den Verdacht geriet,
Pädophile zu animieren, und dem Intendanten wurde
fehlende Sensibilität für das den Bürgern Zumutbare
vorgeworfen.
Fehlendes
Feingefühl manifestierte sich auch in der Art, wie der
Intendant, der vermutlich den Schwierigkeiten in
Heilbronn zu entkommen suchte, seine Bewerbungen an
das Theater in Saarbrücken und nach Augsburg handhabte.
Mitarbeiter und Freunde des Theaters Heilbronn wurden
enttäuscht, Abonnenten reagierten entsprechend.
In
diesem Rückblick ist allerdings zu beachten, dass Dr.
Roeder-Zerndt von Anfang an in einer sehr schwierigen
Lage war: Er übernahm eine Arbeit, in die sich bislang
zwei hocherfahrene Fachleute geteilt hatten. Zudem war
ihm die Praxis des Theaterbetriebes nicht geläufig.
Theoretisch-intellektuell bestens geschult, hatte er doch
weder als Schauspieler voll auf einer Bühne gestanden
noch hauptamtlich Regie geführt oder einen
Theaterbetrieb wie den Heilbronner selbständig
verwaltet. Der falsche Mann zum falschen Zeitpunkt im
falschen Ort am falschen Platz? Wie dem auch sei,
seine Entscheidung, seinen Vertrag nicht zu verlängern,
war folge-richtig, und Heilbronn kann sich endlich einen
neuen Intendanten suchen.
In
seiner Stellungnahme zu seinem Entschluss versicherte Dr.
Roeder-Zerndt, dass er bei seinem Weggang in zwei Jahren
der Stadt Heilbronn ein vorzeigbares, künstlerisch und
finanziell gefestigtes Theater hinterlassen werde. Wir
würden uns davon sehr gern überzeugen lassen, wenn
nicht die clamheimlichen Bewerbungen nach Saarbrücken
und Stuttgart gewesen wären. Zudem ist nicht sicher
auszuschließen, dass sich Dr. Roeder-Zerndt eventuell
mit spektakulären aber kostenträchtigen Inszenierungen
und Aktionen in den nächsten beiden Jahren zu Lasten
unserer Stadt profilieren und sich damit bei Theatern, an
die er sich bewirbt, empfehlen will:
Der
Gemeinderat wird die Entwicklung der Kosten des Theaters
noch aufmerksamer verfolgen müssen als bisher!
Einige Bezieher von "Dr. met.
Froschs Wetter-Dienst" haben angesichts der
neuen nachhaltigen Kältewelle besorgt nachgefragt, ob
bei der vorausgesagten Erwärmung Ende Mai auch
zuverlässig das Jahr 2006 gemeint sei, und nicht
etwa 2007.
Die
sofort eingeleitete Rückfrage bei der
Kiesewetter&Laubfrosch AG in Essen erbrachte für die
Zweifler die schöne Gewißheit, daß tatsächlich die
Erwärmung schon 2006 eintreten werde, und zwar mit einer
Verläßlichkeit, die um den sagenhaften Faktor 10
größer ist als die der teuren Experten-Empfehlung zum
Abriß des Hagenbucher, die 2002 vom Meister unserer
Stadt eingeholt wurde. Die Erwärmung ist also in diesem
Jahr so sicher wie Blüms Rente.
Im
ständigen Bemühen, Dr. Froschs Heilbronner
Wetter-Kundschaft mit absolut sicheren Voraussagen zu
erfreuen, haben wir zusätzlich einen Hahn angeschafft.
Die Neueinstellung geht auf einen Vorschlag des Direktors
des "Heilbronner ForschungsInstituts KleintierGerippe",
des berühmten Prof. Dr. gac. Kräh, zurück.
Der
Hahn, den Prof. Kräh in unserem Auftrag ausgewählt hat,
entstammt einer Rasse, die in der Antarktis in Pol-Nähe
beheimatet ist. Er ist folgerichtig genetisch gegen alle
Arten von Grippe und Influenza immun und hat einen
amtlich beglaubigten Stammbaum, der bis in die
alteuropäische Römerzeit zurückreicht.
Deshalb
heißt dieser neue dynamische Mitarbeiter
"Gallus". Er hat ein angenehmes Äußeres und
eine klare Stimme. Letzteres ist für die Mitteilung
seiner Erkenntnisse sehr wichtig, da in unseren
meteorologischen Meßstationen häufig viel und sinnlos
durcheinander geredet wird wie in so manchem politischen
Gremium auch. Unsere Kritiker und Neider sprechen
abwertend davon, daß bei uns "durcheinander
gequakt" würde.
Prof.
Kräh hatte anfänglich Bedenken gegen die Beschäftigung
von "Gallus" dahingehend, daß wir die
Plattform - vulgo 'mist' -, die Gallus für seine
Inspirationen und die Verkündung seiner Erkenntnisse
braucht, in unserem Wohn-Misch-Gebiet nicht garantieren
könnten.
Es
gelang uns, Prof. Kräh vom Gegenteil zu überzeugen,
indem wir darauf hinwiesen, daß stets frisches Material
dieser Art von der Städtischen Verwaltung produziert und
geliefert würde und zwar in bester Qualität, die nur
noch übetroffen wird durch die QualitätsStufe 1A-Plus,
die regelmäßig nach den Sitzungen des Gemeinderats
angeboten werde.
Die
Erste Bürgermeisterin war von der Zusammenarbeit unseres
Instituts mit Prof. Kräh und Gallus begeistert und
stellte uns in ihrem Vortrag im "Haus des
Vogels", dessen Manuskript sie sinnreich mit den
Federn von Gallus, also mit fremden, illustriert hatte,
als Vorbild für geglückte PPP, private public
partnership, heraus. Sie erwartet von unserem
Zusammenschluß hohe Synergieeffekte, visionäre
Gestaltung eines zukunftsfähigen Wetters und die
Anregung zu weitere Kooperationsverbünden dieser Art zum
Wohle unserer Großstadt und ihrer Einnahmen.
Deshalb
regte Dr. Frosch sofort an, daß der Heilbronner
Theaterintendant mit Ver.di fusioniert, sich an die
Spitze der Bewegung und der Stadt ein Bein stellt, indem
er auch nach Streik Ende vor jeder Aufführung
streikbereite Arbeitnehmer auf die Bühne zwingt, um dort
für die Kurzweil und die Anregungen zu sorgen, die seine
Inszenierungen den Besuchern nicht bieten können. Die
soziale Ader des gut besoldeten Intendanten kam dadurch
zur Geltung, daß er den Auftretenden ein ordentliches
Honorar zu zahlen bereit ist. Die entsprechende Erhöhung
der jährlichen Theater-Subvention durch den Gemeinderat
sei reine Formsache. Sollten die Räte Schwierigkeiten
machen, würde er unverzüglich die Abgabe von
sogenannten umme-Ehrenkarten an diesen Personenkreis
einstellen.
Wird fortgesetzt
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