Verlängerung
Saarlandstraße jetzt!
Rede im
Gemeinderat der Stadt Heilbronn vom 28.02.2008
(Es gilt das gesprochene Wort)Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister, meine Damen und Herren,
ich gebe zu Protokoll:
Die zentrale Frage zu diesem Tagesordnungspunkt lautet:
Werden die Anwohner des Kreuzgrunds, Klingenbergs,
Frankenbachs und der B 293 von der Kanalstraße bis zum
Wohngebiet Haselter zu einem tragbaren Preis von ihrer
Verkehrsbelastung durch Lärm, Gestank und
Erschütterungen entlastet oder alle Bürger der Stadt
mit höheren Kosten bei Steuern und Gebühren belastet?
Oder müssen dringende Maßnahmen an Schulen und
Kindergärten weiter hinausgeschoben werden, weil die
Forderungen einiger Sprecher aus der BI Saarlandstraße
umgesetzt werden, die uns recht spät, aber dafür um so
intensiver mit immer neuen nach dem Prinzip der
Salamitaktik vorgetragenen Ideen und Vorschlägen daran
hindern wollen, eine für alle betroffenen Bürger
tragbare und schon seit Jahrzehnten überfällige
Entlastung von den genannten Problemen umzusetzen.
Damit wir uns richtig verstehen:
Mit Sicherheit hätte es hier eine breite Zustimmung für
jedes Wunschprojekt gegeben, wenn dafür auch die Mittel
bereit gestanden wären.
Das habe auch ich bei jeder Gelegenheit klar und deutlich
zum Ausdruck gebracht und wir wären die Letzten gewesen,
die sich dem verschlossen hätten.
Es kann aber nicht sein, daß alle Bürger vom Kleinkind
bis zu den Älteren darunter leiden müssen, wenn die
Stadt jede Verteuerung mit mindestens 50 Millionen Euro
selbst tragen müßte.
Es kann also nicht sein, daß dringende Renovierungen an
unseren Schulen und Kindergärten sowie andere notwendige
Straßenbaumaßnahmen weiter aufgeschoben oder Zuschüsse
für Sportvereine und Sozialstationen gekürzt oder gar
gestrichen werden müssen, weil der Stadt Kosten im
Übermaß zugemutet werden.
Trotz - oder vielleicht auch wegen - dem ständigen
Bombardement mit immer neuen Forderungen mehren sich
inzwischen deutlich auch die Stimmen der Vernunft derer,
die sich zunächst auch von den Emotionen leiten ließen.
Die Fakten sind nun einmal, daß ohne Ausbau mit
Tieferlegung der Lärm an der Saarlandstraße nicht
geringer, sondern größer werden wird weil
bekanntermaßen der Verkehr so oder so nicht ab-, sondern
zunehmen wird.
Die jetzt vorgeschlagene Lösung wird aber zu einer
deutlichen Lärmminderung führen, auch wenn man das im
Sprecherkreis der BI Saarlandstraße großzügig
überhören möchte.
Auf berechtigtes Unverständnis stößt daher bei vielen
ihrer bisherigen Mitstreiter auch völlig zu Recht die
Idee dieser Sprecher, die Lärmschutzwand an den
Zufahrtstraßen durchzuziehen und die Brücke vom
Gesundbrunnen zum Kreuzgrund für den Kfz-Verkehr zu
öffnen.
Damit würden die Lärmschutz- und
Verkehrsentlastungsmaßnahmen geradezu konterkariert und
uns erreichen daher nicht ganz umsonst besorgte Anrufe
aus dem Bereich Kreuzgrund-Nord bis vor zum dann wohl
erheblich stärker belasteten Kastanienweg.
Vergessen wird bei der
Diskussion auch, daß 3 weitere von der Bürgerbewegung
PRO Heilbronn getragene Bürgerinitiativen aus
Klingenberg, Böckingen und Frankenbach mit inzwischen
weit über 800 Unterschriften sich massiv eine Entlastung
ihrer Wohnverhältnisse durch die Verlängerung der
Saarlandstraße und Westumfahrung Klingenbergs wünschen.
Es wird ständig mit den gesundheitlichen Argumenten der
Anwohner argumentiert, die ja allesamt nicht außer
Betracht gelassen werden sollen.
Doch erstens muß festgestellt werden, daß die
gesundheitlichen Risiken künftig weit höher sein
werden, wenn an der Straße bei auch zukünftig
zunehmendem Verkehr nichts unternommen wird und zweitens
gelten diese Argumente für die Anwohner der B 293 von
der Kanalstraße über die Leuschner- und Großgartacher
Straße bis zur Haselter-Siedlung ebenso wie für die
Anwohner an der Theodor-Heuss-Straße in Klingenberg und
den geplagten Mitbürgern in Frankenbach.
Diese haben keine 10, 20 oder gar 50 Meter breite
Grünstreifen vor ihren Häusern, zumeist nicht einmal
einen Garten zur Straße, wo sie sich mit einer Hecke
oder gar Betonmauer wie im Kreuzgrund schützen können.
Keine dieser Straßen wurde ursprünglich für diese
Verkehrsbelastung gebaut, weshalb es auch große Probleme
mit der Befahrung durch den Schwerverkehr gibt.
Sie sind auch nicht vierspurig ausgebaut und die Bewohner
haben ursprünglich auch nicht an den Straßen gewohnt,
sondern diese wurden später gebaut oder verbreitert.
Die Straßen kamen also zu den Bewohnern und nicht
umgekehrt, wie schon von Leuten zu hören war, die es
eigentlich besser wissen müßten.
Als der erste Schub an Fernverkehrszunahme mit Öffnung
der Grenzen zum Osten kam, wurde bereits die
Nachbarschaftsinitiative Großgartacher Straße aktiv,
der auch ich angehörte, und machte sich Gedanken, wie
man das Problem lösen könnte, ohne andere Bürger zu
belasten.
Wir hatten nicht das Sankt-Florians-Prinzip am Hut,
sondern schlugen die Nordumfahrung des Gesundbrunnen vor.
Dafür baten wir um Unterstützung der dortigen Anwohner
und schlugen den Rückbau der Saarlandstraße vor.
Dafür hatten wir aber weder im Gemeinderat noch bisher
im Kreuzgrund Unterstützung erhalten.
Jetzt, 3 Tage vor dieser Sitzung, kommt man von Seiten
der Bürgerinitiative mit genau diesem Vorschlag daher,
als wäre er auf der eigenen Miste gewachsen.
Wäre die Absicht, das Projekt einer Verkehrslösung für
die westlichen Stadtteile weiter zu verzögern oder am
Besten gleich zu verhindern, nicht allzuleicht
durchschaubar und diese vom Ansatz her eigentlich beste
Lösung zeit- und kostengleich umzusetzen, so wäre
dafür unsere Zustimmung gewiß.
Die Fakten sehen jedoch anders aus, denn die Ablehnung
bei der Grundsatzentscheidung im Jahr 2001 gründete sich
darauf, daß diese Lösung schon damals fast doppelt so
teuer gekommen wäre, als die jetzt von der Verwaltung
vorgeschlagene Lösung.
Wäre damals - und zwar vor nur wenigen Jahren und nicht
erst quasi 5 Minuten vor 12 - mit gleicher Vehemenz diese
Forderung von einer BI Saarlandstraße unterstützt
worden, hätte auch die Chance für höhere Zuschüsse
bestanden, die es jetzt nicht mehr gibt.
Die Bürger an der B 293, in Frankenbach und Klingenberg
haben sich aber darauf verlassen, daß eine Verbesserung
an ihren Straßen kommt.
Hier finden inzwischen täglich fast ununterbrochen
Erdbeben statt, ausgelöst durch diejenigen
LKW-Spediteure, die die Mautgebühr für Autobahnen
sparen wollen.
Die Häuser haben Risse, in den Wohnungen wackelt das
Geschirr und der dadurch ausgelöste Psychoterror macht
alleine die Menschen schon krank und bringt sie zur
Verzweiflung.
Wir wissen aus zuverlässiger Quelle, daß viele
Kraftfahrer aus osteuropäischen Ländern mit einem
Wochenlohn von nur 80 Euro bezahlt werden und sie dies
bis um 40 Euro aufstocken können, wenn sie Mautgebühren
sparen.
Das Nachtfahrverbot für Nichtanlieger an der B 293 ist
ohnehin eine Farce, weil alle erwischten Fahrer unisono
dasselbe erklären, nämlich, daß sie einen Anruf ihres
Chefs auf das Handy erhalten hätten und deshalb in
irgendeinem Kaff jenseits der Autobahn etwas zuladen
müßten.
Ob sie damit wirklich Anlieger oder Anlüger sind, lohnt
sich zu prüfen wegen 20 Euro Strafe nicht.
So ist es auch kein Wunder, daß man polizeilich nur zwei
Verstöße feststellen kann.
Wenn aber von derselben Polizei gleichzeitig von 69 des
Nachts kontrollierten LKW binnen weniger Stunden
berichtet wird, so zeigt dies, daß das imaginäre
Nachtfahrverbot für die Katz ist und andere Maßnahmen
dringend nötig sind.
Mit dem heutigen Beschluß muß deshalb endlich ein
Knoten an die Sache gemacht werden und es ist einfach
eine Abwägung zugunsten aller Beteiligten, eine für
alle tragbare Lösung zu finden, denn nur wer verhindern
will, daß die Bürger in Frankenbach, Klingenberg, an
der B 293 und im Kreuzgrund künftig von Lärm entlastet
werden, kann sich ernsthaft dagegen wehren.
Argumente, wie Schattenwurf und daß man die andere
Straßenseite nicht mehr sehen würde oder gar, man lebe
hinter Gittern, können wohl nur zur Stimmungsmache
gebraucht werden.
Die Fakten sind, daß dort, wo der Lärmschutz am
höchsten ist, auch der Abstand zur Straße am größten
ist und dort, wo er am nächsten ist, ist er auch am
tiefsten.
Außerdem kann die andere Seite schon jetzt kaum gesehen
werden, da überall Hecken wachsen und teilweise schon
Betonmauern stehen - in den privaten Grundstücken,
wohlgemerkt.
Und was ist denn, wenn ein auch geforderter Rundtunnel
kommt?
Da sieht auch niemand auf die andere Seite hinüber.
Die Lärmschutzwände werden begrünt werden und die
Anwohner in anderen Stadtteilen wären froh, hinter
solchen Lärmschutzwänden wohnen zu können, ja - es
gibt nicht wenige, die sofort ihr Haus an der B 293, an
der Heuß- oder Leintalstraße mit einem solchen hinter
den angeblich so häßlichen Lärmschutzwänden an der
Saarlandstraße tauschen würden.
Wir haben beantragt, daß die Stadt Heilbronn zusagt, in
besonderen Einzelfällen Grundstücke im Bereich der
Saarlandstraße zu übernehmen und die Verwaltung dem
Gemeinderat eine großzügige Auslegung der
Lärmschutzrichtlinien für betroffene Hausbesitzer
vorlegt.
Auch den Anträgen der CDU-Fraktion treten wir bei.
Dies wurde, wie andere hier eingegangene Anträge bereits
im Vorfeld angeregt, von daher muß es
bei entsprechender Zusage seitens der Verwaltung
eigentlich gar nicht mehr abgestimmt werden.
Uns bleibt nun noch, uns auch im Namen der inzwischen
weit über 800 gestreßten Verkehrsopfer zwischen
Klingenberg, Böckingen und Frankenbach, aber auch
Neckargartach und Leingarten, die bei uns unterschrieben haben, bei allen zu bedanken, die
mit ihrer Vernunft und Weitsicht zu einer für alle
Bürger tragbare Entscheidung beitragen werden.
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