PRO Heilbronn
fordert Trennung der Kommunal- von den Europawahlen
RP: Wahl gültig
Schwere
Defizite in Heilbronn - "Fehler nicht mehr als auch
sonst"
Das Regierungspräsidium Stuttgart hat am 21.7.09 laut Pressemitteilung der Stadtverwaltung
mitgeteilt, dass die Prüfung der eingereichten Wahlunterlagen
abgeschlossen sei, ein Einspruch zurückgewiesen wurde und die
Wahl - unter dem Vorbehalt der Rechtskraft dieser Zurückweisung
- gültig sei.
Die Entscheidung
des RP kommt nicht überraschend, wiewohl das Ergebnis der
Überprüfung im Detail bisher nicht bekannt gegeben wurde.
"Damit
ist der Weg frei für die Konstituierung des neu gewählten
Gemeinderats", freut sich deshalb Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach auch.
Nach seiner
Ansicht sei die
vom RP bestätigte Korrektheit des Wahlablaufs und des
Wahlergebnisses auch eine Anerkennung für die von vielen
ehrenamtlichen Wahlhelfern und von den Wahlexperten im Bürgeramt
geleistete Arbeit.
Zur
konstituierenden Sitzung kommt der Gemeinderat am Donnerstag, 23.
Juli, 17 Uhr im Großen Ratssaal zusammen. Zunächst erfolgt in
der öffentlichen Sitzung die Verabschiedung von acht
ausscheidenden Stadträtinnen und Stadträten, dann die
Verpflichtung des neuen Gremiums.
Als
weitere Tagesordnungspunkte steht die Bildung von Ausschüssen
und Beiräten an.
Die
erste "Arbeitssitzung" findet nach der Sommerpause am
1. Oktober statt.
Die
Sitzverteilung im Gemeinderat sieht nach dem Ergebnis der
Kommunalwahl vom 7. Juni wie folgt aus:
- CDU: 14 Sitze
- SPD: 11 Sitze
- FDP: 5 Sitze
- Grüne: 4 Sitze
- Freie Wähler: 3 Sitze
- PRO Heilbronn: 2 Sitze
- Linke: 1 Sitz
Die ÖDP dem hatte am 24.6.09 beim Regierungspräsidium
Stuttgart ihren Widerspruch per Telefax gegen das Ergebnis der
Gemeinderatswahl in Heilbronn eingelegt.
Der Spitzenkandidat hatte die Unterlagen, u.a. über 100
Unterstützungsunterschriften, persönlich im
Regierungspräsidium nachgereicht und die Neuauszählung aller
Stimmzettel verlangt.
Als besonders gravierend wurde dabei hervorgehoben, daß es offrensichtlich mehr
als einen Fall gegeben hat, in dem Wähler mit
Briefwahlunterlagen an der Stimmabgabe in Wahllokalen gehindert
wurden.
Weitere Defizite hat die ÖDP ebenfalls mit
angeführt, denn bei nur 19 Stimmen zur Erreichung eines
Sitzes genügt ein einziger nachträglich festgestellter
Stimmzettel, um das Wahlergebnis entscheidend zu verändern.
Die Bürgerbewegung PRO Heilbronn e.V. ihrerseits fordert in einer Presserklärung, daß künftig die Kommunalwahlen
getrennt von anderen Wahlen, wie der Europawahl, durchgeführt
werden.
Begründet wird dies damit,
daß, abgesehen
von weiteren Aspekten, die gemeinsamen Wahlen
zumindest in Heilbronn schwere Defizite gezeigt haben, die auch in der gemeinsamen
Durchführung gelegen sind.
Daß eine getrennte Durchführung möglich ist, hat die
Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs Nordrhein-Westfalen
gezeigt, der festgelegt hatte, daß die Kommunalwahl in NRW nicht
gemeinsam mit der Europawahl am 7. Juni stattfinden durfte,
sondern nun auf den 30. August verlegt wurde.
Letzten Endes trägt die gemeinsame Durchführung zweier völlig
verschiedener Wahlen zu einer Verunsicherung der Wähler bei,
ganz abgesehen von einer erheblichen Verletzung der
Chancengleichheit zwischen den Parteien und Gruppierungen, die
zur Europawahl antreten und jenen, die daran nicht teilnehmen.
"Daß die Terminierung der Kommunalwahlen auf den Tag der
Europawahl dennoch vom baden-württembergischen Landtag so
gewählt wurde, dürfte im Wesentlichen seine Gründe in
Zweckmäßigkeitsgründen der von der staatlichen
Parteienfinanzierung 'lebenden' dort vertretenen Parteien haben,
denn ein organisatorischer Vorteil oder gar eine bessere
Wahlbeteiligung ist nicht zu erkennen", so
PRO-Heilbronn-Vorsitzende Alfred Dagenbach.
Offensichtlich haben aber auch die Organisatoren vor Ort häufig
mit der Durchführung gleichzeitig stattfindender völlig
unterschiedlicher Wahlen ihre Schwierigkeiten, wie sie in
Heilbronn deutlichst zutage getreten seien.
l So habe die rechtzeitige
Zustellung von Wahlbenachrichtigungen an die Wähler nicht
hundertprozentig funktioniert. Etliche Wähler beklagten sich,
keine Benachrichtigung erhalten zu haben. Insbesondere über die
Organisation des Verteilers werde darüber hinaus von heftigen
Mängeln berichtet, die bis zur Ersatzzustellung über die Post
gehen.
l Andererseits hätten
Bürger mit zweitem Wohnsitz Wahlbenachrichtigungen erhalten und
wieder anderen seien diese doppelt zugestellt worden.
l Angeforderte
Briefwahlunterlagen seien mehr als einmal erst nach mehrmaligen
Rückfragen zugestellt worden oder mußten sogar selbst abgeholt
werden.
l Wieder andere Bürger
berichteten, daß Sie die üblicherweise vor der Kommunalwahl
verteilten Stimmzettel nicht erhalten hätten und sich so nicht
wie andere Wähler über die Teilnahme und den Inhalt der
antretenden Gruppierungen informieren konnten.
l Die Dunkelziffer von
aufgrund solcher Defizite von der Wahl abgehaltenen Wählern ist
unbekannt, die erneut ernorm zurückgegangene Wahlbeteiligung
läßt keine diesen Verdacht ausräumenden Rückschlüsse zu.
l Letzten Endes sei es auch
allzu häufig vorgekommen, daß sich die unterschiedlichen
Stimmzettel für die Kommunal- und Europawahl in ein und
demselben Wahlumschlag in der Urne wiedergefunden hätten.
l Auch Wahlhelfer berichten
davon, daß z.B. Wähler abgewiesen wurden, die im Wahllokal mit
Briefwahlunterlagen erschienen seien. Schließlich sind auch
Zweifel angebracht, ob das veröffentlichte Ergebnis stets mit
den Feststellungen im Wahllokal übereinstimmten.
l Die ursprüngliche
angekündigte zentrale Auswertung über Computer erst am Montag
nach der Wahl sei ebenso unterlaufen worden, nachdem mindestens
in einzelnen Wahllokalen noch am Sonntag abend begonnen wurde,
die Kommunalwahlergebnisse nach klassischer Methode auszuzählen.
l Schließlich und endlich
habe auch der Vorsitzende des Wahlausschusses, OB Helmut
Himmelsbach, seine Neutralitätspflicht verletzt, indem er auf
sich auf einer Wahlseite im Internet der CDU präsentieren ließ
(Screenshot vom 31.5.2009: http://www.dagenbach.de/ProHN/CDU_HimBach.png), was eine
Wahlbeeinflussung darstellt.
Insoweit ist es
höchst verständlich, wenn die ÖDP aufgrund des knappen
Ergebnisses zu ihren Lasten nun die Stimmauszählung wiederholen
läßt.
Eine offizielle Anfechtung der Kommunalwahl ist allerdings erst
nach Feststellung durch den Wahlausschuß, dessen Mitglieder
lediglich das präsentierte Ergebnis zur Kenntnis nehmen können,
möglich.
l PRO Heilbronn
hat bereits im Vorfeld per Antrag vom 29.5.09 darauf hingewiesen,
daß sich nicht wenige Bürger darüber beklagen, "daß sie
a) keine Wahlbenachrichtigung oder
b) keine Stimmzettel zur Gemeinderatswahl oder
c) angeforderte Briefwahlunterlagen auch nach mehreren Tagen
nicht erhalten haben.
Gleichzeitig wird berichtet, daß es Probleme mit dem
beauftragten privaten Postzusteller gibt."
Es wurde beantragt,
1. möglichst schnell nochmals über die Medien dazu aufzurufen,
sich im Falle von a) und b) beim Bürgeramt zu melden,
2. für sofortige Abhilfe zu sorgen, um zwangsläufig deswegen
folgende Wahleinsprüche zu vermeiden.
Alfred Dagenbach abschließend: "Wir sind nun gespannt, ob und welche Konsequenzen aus diesen Mißständen gezogen werden oder wie nun versucht werden wird, sie zu verniedlichen. Immerhin betrifft es eines der Grundrechte unserer Demokratie, daß das Volk als Souverän an der politischen Willensbildung über Wahlen teilnehmen darf."
Amtliches
Endergebnis festgestellt
Unterdessen hat am Montag, 15.6.2009, der Gemeindewahlausschuss
getagt und das endgültige Kommunalwahlergebnis unter dem Vorsitz
der Ersten Bürgermeisterin Margarete Krug amtlich festgestellt.
In der städtischen Presseerklärung heißt es, alle
Wahlniederschriften seien vorab vom Wahlamt auf Vollständigkeit
und Richtigkeit überprüft und vom Wahlausschuss genehmigt
worden.
Im Zuge der Überprüfung wurden insgesamt 1030 Stimmen
nachträglich für gültig erklärt, bei den unverändert
abgegebenen Stimmzetteln wurden 244 Stimmen neu zugeordnet.
Diese Änderungen haben jedoch keinen Einfluss auf die
Sitzverteilung, wie sie nach dem vorläufigen Endergebnis
ermittelt wurde.
Demnach entfallen auf die CDU wie gehabt 14 Sitze und auf die SPD
elf Sitze.
Die FDP erringt fünf Sitze, Bündnis 90/Die Grünen kommen auf
vier Sitze, die FWV erringt drei Sitze, PRO Heilbronn kommt auf
zwei und Die Linke erhält im neuen Gemeinderat einen Sitz.
Nach wie vor kein Sitz hat die ÖDP.
Das geprüfte amtliche Endergebnis hat der Wahlausschuss bei
einer Enthaltung des Stellvertretenden Vorsitzenden von PRO
Heilbronn, Altstadtrat Dr. Christian Haellmigk, angenommen.
Es wird am Donnerstag, 18. Juni, in der Heilbronner Stadtzeitung,
dem Amtsblatt der Stadt Heilbronn, öffentlich bekannt gemacht.
Danach gibt es eine Einspruchsfrist von einer Woche.
Die aufgeworfenen Defizite wurden von Dr. Haellmigk angesprochen.
Die Antwort von Seiten der Verwaltungsbank brachten zum Ausdruck,
daß es bei dieser Wahl nicht mehr Fehler als bei vergleichbaren
Wahlen der Vergangenheit gegeben hätte.
Die nunmehr festgestellte Stimmenzahlen betragen für die CDU
401066, SPD 313690, FDP 168562, Grüne 128567, FWV 104882, PRO
59835, Linke 35496, ÖDP 28499.
Damit schrumpfte der Abstand der ÖDP zu einem Sitz im Rat auf
ganze 19 fehlende Stimmen gegenüber der SPD zusammen.
Gegenüber der CDU wären es 148, gegenüber PRO 1418, um das
sich deren Ergebnis mindestens hätte verschlechtern müssen, um
von diesen einen Sitz zu erhalten.
13./15./25.6./21.7.2009
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