Klausurtagung
< Klausurtagung 2008 - Foto: Stadt Heilbronn
Weichen für
Buga-Masterplan gestellt
Vor wenigen Wochen konnten die Verträge zur Bundesgartenschau
2019 unterzeichnet werden, am Wochenende wurden bei der
Klausurtagung des Gemeinderats und der Verwaltungsspitze die
Weichen für weitere Planungen gestellt: Bis zur Sommerpause wird
der Gemeinderat die Auslobung eines europaweiten städtebaulichen
Ideenwettbewerbs für die Neckarvorstadt beraten, bis Jahresende
sollen die Ergebnisse als Masterplan vorliegen. Die Bürgerschaft
soll noch vor der Auslobung bei einer
Bürgerinformationsveranstaltung Details erfahren. Bei der Tagung
erhielt der Gemeinderat umfassende Informationen über mögliche
Grundlagen des Wettbewerbs.
Im Mittelpunkt des von Professor Arno Sighart Schmid, Präsident
der Bundesarchitektenkammer, moderierten Gesprächs stand die
Frage nach der künftigen Gestaltung einer Neckarvorstadt mit der
heutigen Bahn- und Gewerbebrache Fruchtschuppenareal als
Herzstück. Wohnbebauung, Sport- und Freizeitgelände oder gar
Gewerbepark alles scheint denkbar, für den Wettbewerb
müssen aber konkrete Vorgaben formuliert werden. Die
Bauverwaltung stellte zusammen mit einigen externen Fachbüros
mehrere mögliche Szenarien vor, mit der sich die
Gemeinderatsfraktionen in den nächsten Wochen beschäftigen
werden.
Schon jetzt sind einige Rahmenbedingungen klar: Das
Fruchtschuppenareal ist derzeit umgeben von mehreren
Hauptstraßen, Bahnlinien und Hafenanliegern. Eine Nutzung als
Wohngebiet scheint daher allein schon wegen der Lärmentwicklung
mehr als schwierig. Alternativ kämen ein Gewerbepark oder ein
Sport- und Freizeitgelände infrage. Um letzteres zu
verwirklichen, könnte das Frankenstadion und der Festplatz
Theresienwiese hierher verlagert werden, Platz wäre bei dieser
Lösung auch für eine Großveranstaltungshalle. Das frei
werdende Gelände im Bereich des Frankenstadions könnte als
Wohnen an der Neckarspitze verkauft werden.
Doch angesichts der enormen Investitionen einer solchen Lösung
rückte bei der Klausurtagung die Frage in den Mittelpunkt, wie
das Fruchtschuppenareal verändert werden müsste, um eine
Wohnbebauung zu ermöglichen. Der Vorschlag der stadtinternen
Arbeitsgruppe Buga: Die Kalistraße könnte zwischen
Nägele-Brücke und Europaplatz auf die andere Neckarseite
verlegt werden. Durch die damit verbundene Lärmreduzierung
würde ein neues neckarnahes Wohngebiet mit Büro- und
Dienstleistungsangeboten Richtung Kanal ermöglicht. Zugleich
könnte entlang des Neckar-Altarms ein Neckaruferpark
entstehen, der direkt an den innerstädtischen Neckarpark
anschließt. Auf einer Fläche von rund 7,5 Hektar könnten, je
nach Bebauung, einmal 1500 bis 2500 Einwohner ein neues Zuhause
finden.
Dass es trotz tendenziell sinkender Einwohnerzahlen auch künftig
einen Bedarf an neuem Wohnraum gibt, zeigte in einem Vortrag der
Leiter der Stabsstelle Strategie, Bernd Berggötz, auf. Denn die
Anzahl der Haushalte, vor allem für eine oder zwei Personen,
steige weiterhin an.
Über den Stand der städtebaulichen Buga-Planungen auch
außerhalb des Fruchtschuppenareals referierte Baubürgermeister
Wilfried Hajek: Wichtige Knackpunkte seien beispielsweise die
Frage der Einbindung des Containerhafens und der vorhandenen
Schlammbecken am Wohlgelegen, um das Ufer des Neckar-Altarms
naturnah gestalten und eine Wegeverbindung nach Neckargartach
herstellen zu können. Im Bereich des Neckarparks müsse über
verschiedene Varianten zur Verlegung der Kranenstraße
entschieden werden. Hier hat das Amt für Straßenwesen eine
Trassenführung erarbeitet, die die kostenträchtige Querung der
Bahnlinie vermeiden würde. Zusammen mit den Überlegungen zur
Kalistraße sowie der geplanten Westrandstraße zwischen
Europaplatz und Hafenstraße würde sich ein umfassendes, neues
Verkehrskonzept für diesen Bereich ergeben.
Als Motivator erwies sich der Geschäftsführer der Buga München
2005 und Koblenz 2011, Hanspeter Faas. Mit seinem erfrischenden
Vortrag über den Nutzen von Bundesgartenschauen für Stadtbild,
Wirtschaft und Stadtentwicklung sowie wichtigen Hinweisen zu
Finanzierung und Organisation der Schau machte der Buga-Profi
Lust auf die Bundesgartenschau Heilbronn 2019.
Aufbruchsignal in
Sachen Klimaschutz
Ein Aufbruchsignal in Sachen Klimaschutz ging vom zweiten Teil
der Klausurtagung des Gemeinderates am Wochenende aus. So
könnten ökologische Belange beim neuen Stadtteil Neckarvorstadt
eine große Rolle spielen, war ein vielfältiger Wunsch der
Gemeinderäte. Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach kündigte
an, dass die Stadt Heilbronn künftig 25 Prozent des
Stromverbrauchs aus Öko-Strom beziehen wolle. Ein Zeichen hat
der Gemeinderat bereits beim Etat 2008/2009 gesetzt: Für ein
Klimaschutz-Programm sind pro Haushaltsjahr 500.000 Euro
avisiert. Die Anstöße aus der Tagung werden die Fraktionen nun
in den weiteren Beratungen aufnehmen, bevor die Gremien
entscheiden.
Der stellvertretende Leiter des Planungs- und Baurechtsam-tes,
Jean-Christophe Pilz, erläuterte eine Vielzahl von Maßnahmen,
die dem Klimaschutz in Heilbronn schon jetzt dienen: vom
Energiemanagement der Stadtverwaltung, dem
Energieberatungszentrum Heilbronn-Franken in der
Innovationsfabrik bis hin zu vielerlei Verkehrsmaßnahmen wie
Stadtbahn, Busspuren, Parkleitsystem oder den Erdgastankstellen
der Heilbronner Versorgungs GmbH (HVG). Allein durch die
Erneuerung der Fahrzeugflotte des städtischen Betriebsamtes
konnte innerhalb von zehn Jahren der Schadstoffausstoß um 37
Prozent gesenkt werden. Auch im privaten Bereich gebe es laut
Pilz Handlungsbedarf, nachdem 82 Prozent der Heilbronner
Wohngebäude vor 1976 gebaut wurden, ohne Vorgaben für die
Wärmedämmung.
Über klimaschützende Aktivitäten seines Unternehmens
berichtete auch HVG-Geschäftsführer Ataman Turanli. Den Beitrag
des Radverkehrs für den Klimaschutz würdigte der Leiter des
Amtes für Straßenwesen, Hartmut Sugg. Der Leiter der
Verkehrsbetriebe Heilbronn, Tilo Elser, referierte die Potenziale
des ÖPNV, Hochbauamtsleiter Dirk Vogel stellte das
Energiemanagement bei den städtischen Liegenschaften vor. Das
kommunale Klimaschutzkonzept der Stadt Stuttgart präsentierte
Dr. Ulrich Reuter von der Abteilung Stadtklimatologie.
Klimaschutz ist nicht zum Nulltarif zu haben, so der
Experte, aber nichts zu tun käme deutlich teurer.